Doppeljubiläum Feuerwehr 2013
150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Neuffen 1863 – 2013
125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Kappishäusern 1888 – 2013
In diesem Jahr können die beiden Neuffener Wehren dieses Doppeljubiläum feiern. Im Sommer gibt es dazu vom 5. Bis 8. Juli ein großes Festwochenende, in dessen Rahmen u.a. wieder das seit Mitte des 18. Jahrhunderts nachgewiesene Neuffener Kinderfest mit Festzug veranstaltet wird. Der Stadt- und Kulturring will auch seinen kleinen Teil dazu beitragen, dass das Jubiläum entsprechend gefeiert werden kann und bei möglichst vielen Neuffener und auswärtigen Bürgern möglichst lange im Gedächtnis haften bleibt. Deshalb wird er im Stadtmuseum im Schillingschen Haus eine Sonderausstellung gestalten, durch die am Festsonntag extra Führungen stattfinden. Selbstverständlich können auf Wunsch auf telefonische Anfrage hin auch weitere Sonderführungen durchgeführt werden (Heinrich Seewöster, Telefon 3965, Gerd Güttler, Telefon 7792).
Zudem sei nachfolgend beispielhaft in einigen, wenigen von zahlreich bekannten historischen Daten auf die Geschichte der Neuffener Wehren eingegangen.
Geschichte der Schilling von Cannstatt
Verschiedene Landkarten
Aus seinem Bestand an alten, historischen Landkarten präsentert der St+K hier drei davon.
Als erstes einen Ausschnitt aus der Bilderlandkarte von Schäuffelin des löblichen Fürstenthumbs Wirtenberg aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die eine der ältestens Darstellungen von Neuffen und dem Hohenneuffen zeigt. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um keine maßstäbliche Karte, sondern einzelne Punkte (Kirchen, Berge usw.) und Orte wurden als recht freie Bilder in ungefähre Beziehung zueinander gesetzt.
Zwei Karten jüngeren Datums sind die Charte von Wirtemberg (oder Charte von Schwaben), Blatt 14, herausgegeben um 1800, und zum Vergleich die Karte des Schwäbischen Albvereins von 1893, die ein vergleichbares Gebiet in ähnlichem Maßstab zeigt. Die Charte von Schwaben wurde von Prof. Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger, Ignaz Ambros von Amman und Hauptmann a.D. Ernst Heinrich Michaelis durch ihre aus eigener Initiative vorgenommenen Messungen trigonometrisch grundlegend vorbereitet. Die Herausgabe war ein repräsentatives und bedeutendes Werk der Privatkartographie durch den Verleger Cotta in Tübingen aus der Übergangszeit zur modernen amtlichen Kartographie. Das Kartenwerk setzte ganz neue Maßstäbe, zum einen durch einen detailreichen Karteninhalt, zum anderen durch die erstmalige Einzeichnung von Höhenzahlen einzelner Punkte (xx m über Meereshöhe) und eine stark verbesserte Darstellung der Geländeformen, deren Wiedergabe nicht mehr perspektivisch erfolgt, sondern unter der Annahme einer senkrechten Beleuchtung möglichst grundrißtreu durch schraffenähnliche Bergstriche. Im Herbst 1820 vermaß Bohnenberger die Basislinie von der Solitude nach Ludwigsburg mit exakt 13.032,7 m.
Diverse Bücher
Von seinem Buchbestand sind drei Bände der Oberamtsbeschreibungen ausgestellt, die kurz nach 1900 vom Verlag Kohlhammer in Stuttgart durch das königliche Landesamt herausgegeben wurden: 1904 Band 1 Allgemeiner Teil und Neckarkreis (mit der Beschreibung von Güglingen, Ochsenbach, Blankenhorn, Höpfigheim und Winnenden);
1905 Band 2 Schwarzwaldkreis (mit Neuffen und dem Hohenneuffen);
1907 Band 4 Donaukreis (mit Sulmetingen, Schemmerberg, Gutenberg und Sperberseck).
Das älteste der ausgelegten Bücher ist das Statistisch-Topographische Lexicon von Schwben, herausgegeben 1792 in Ullm. Daneben liegt der 1. Band des Heimatbuches des Kreises Nürtingen vom Hülbener Karl Schwenkel und schließlich
die Geschlechtsbeschreibung der Familie Schilling von Canstatt, Heidelberg 1905, in der für uns vor allem die ausführliche Erwähnung der nachfolgend beschriebenen Schillingspfründe interessant ist, der wohl am höchsten dotierten Altarstiftung in Neuffen.
1351 stiftete Heinrich Schilling von Canstatt († 1352), Erbschenk in Schwaben, verheiratet mit Agnes von Sperberseck († 1350), den Altar in der Martinskirche zu Ehren von Johannes dem Täufer und der Jungfrauen Katharina und Margaretha, wohl wegen des Todes seiner Frau. Dies ist die älteste, urkundlich belegte Neuffener Altarstiftung, also eine Schenkung an die Kirche, bekannt als Schillingspfründe. Die reich dotierte Pfründe zum Unterhalt und zur Ausstattung des Altars sowie zum Unterhalt des Priesters bestand zum einen aus Wiesen (1 Tagwerk im Eichberg, 3 Viertel im Kugelber, 3 Viertel bei der Schleifmühle, 2 Tagwerk und ein Viertel am Schelmentobel in Frickenhausen, 5 Viertel am Spadelsberg, 3 Viertel Baumgarten in Ebnet), zum anderen aus Ackerland (2 Jauchert auf Kairt, 3 Viertel in Dentel, 1 Jauchert im Sauwasen), aber auch aus Geld (unablösliche Hellerzinsen in Höhe von 30 Pfund Heller (Pf h) aus einem Hof in Linsenhofen, zwei Höfen in Böhringen, einem Hof in Kohlberg und einem Hof in Zainingen). Als im Gefolge der Reformation unter Herzog Ulrich diese Pfründe aufgehoben und eingezogen wurde, war es kein Wunder, daß die Schilling als Pratonatsherren lange, wenn letztlich auch vergeblich, gegen diese Ungerechtigkeit ankämpften.
Weitere im »Großen Haus« ausgestellte Exponate
In einer Glasvitrine im Foyer befinden sich: Ein bäuerliches Gespann aus Porzellan, um 1800 – ein fein gearbeiteter Turnierhelm um 1500 – das Holzmodell eines Kelterbaumes, wie er ähnlich in allen Neuffener Keltern gestanden haben mag – der Schlüssel zur Übergabe des restaurierten »Schillingschen Hauses« (»Übergeben von Architekt Koch an Bürgermeister Kurt Schmid am 26. September 1986«) – und ein im Gewölbekeller des Hauses gefundener »Nachgeburtstopf«.
Ein großes Ölgemälde mit dem Hohenneuffen-Motiv hängt im Treppenhaus, die gestickte Fahne des Schützenvereins im Arbeits- und Büroraum des St+Ks.